Aus
Überall ist die Mitte, 2003:
Kapitel: Die Lichtgeschwindigkeit S.148ff
Die Lichtgeschwindigkeit
Du kennst zwar den Michelsonversuch,
Paul, aber die geometrische Darstellung des Zustandekommens
der Urgleichung der Lorentztransformation ist dir bestimmt nicht
bekannt.“
Mit vorgeschobener Unterlippe und
unverkennbarer Ablehnung im Blick schüttelt Paul den Kopf.
„So schwierig ist das gar nicht, “
spöttelt Vasco. „Stell dir einfach vor, daß eine Blitzlampe
einen Lichtblitz ins Vakuum sendet. Die Lichtwellenfront wird sich
kugelförmig mit der Geschwindigkeit c von ihrer Quelle -der Lampe-
entfernen.
Nach einer Sekunde ist sie 300 000 km davon geeilt.
Die Kugelgestalt dieser Lichtwelle kann jeder Oberschüler
mathematisch beschreiben: x² +y² + z²- T² = 0 - lautet die
Gleichung, wobei T der momentane Abstand zwischen der Wellenfront und
ihrem Ursprung ist - der Blitzlampe.
Dieser Abstand wächst mit der Zeit t,
da sich Licht schließlich mit c bewegt. Wir können also für T
genauer schreiben: T = c* t, wenn wir die Zeit t,
die seit dem Aussenden des Lichtblitzes vergangen ist, verwenden.“
Vasco schaut Paul prüfend an und fährt
dann mit zuversichtlicher Mine fort.
„Nun betrachten wir diese
Lichtwellenfront von einem anderen Bezugssystem aus, nämlich einem,
daß sich gegenüber der Blitzlampe bewegt.
Von Michelson wissen wir, daß sich die
Lichtwellenfront auch in diesem, zur Lampe bewegten Bezugssystem in
alle Richtungen mit C ausbreitet. Wir werden also die gerade
verwendete Kugelgleichung x² +y² + z²- T² = 0 auch im bewegten
Bezugssystem verwenden können. Doch als Jonas-Kenner haben wir den
Verdacht, daß die X-er und Y-er und Z-er Werte in diesem System
nicht genauso lang sind, wie die X-er Y-er und Z-er im
ruhenden System.
Um die Koordinaten der beiden Systeme
eindeutig unterscheiden zu können, geben wir ihnen einen Index: Die
`1´ für das Blitzlampensystem und die `2´ für das dazu bewegte
System.
Da in beiden Gleichungen auf jeweils einer Seite die „0“
steht, kann ich sie gleich nebeneinander schreiben:
X(1)²+Y(1)²+Z(1)+c²*t²= X(2)²+Y(2)²+Z(2)²+c²*t²
Dies ist die Gleichung, in der man das
Ergebnis des Michelsonversuches formuliert. Diese Gleichung verbunden
mit einem Erhaltungssatz gestattet einem Physiker die Spezielle
Relativitätstheorie abzuleiten. Zumindest sollte er das
können.
In meiner Skizze habe ich die davon
eilende Lichtwellenfront zu drei Zeitpunkten dargestellt. Die mit BS
bezeichneten Orte neben dem Zentrum verkörpern die jeweilige
Position des bewegten Bezugssystems.”
Paul beugt sich über Vascos Zeichnung
und fragt: “Und von jedem der beiden Bezugssysteme sieht der
Beobachter diese Lichtwellenfront mit C davoneilen?”
Vasco nickt. Doch Paul schüttelt
schließlich ablehnend den Kopf.
“Möglich, daß diese Gleichung die
Konstanz der Lichtgeschwindigkeit beschreibt. Sicherlich.
Doch ich kann aus dieser Gleichung, und auch aus dieser
Darstellung nicht entnehmen, weshalb die Lichtgeschwindigkeit
von beiden Beobachtern als gleich gesehen wird. Doch vielleicht geht
es besser, Vasco, wenn wir die unterschiedlichen Maßstäbe
berücksichtigen! Bei Jonas hat ja der bewegten Beobachter andere
Maßstäbe, als der Ruhende ,... ”
Paul greift rasch nach Vascos Block,
reißt die Skizze ab und wendet das Blatt und erklärt: “Das Blatt
Papier, Vasco, das verkörpert das ruhende System. Vom Bildrand
rechts und links dringen zwei Lichtwellenfronten ein. ..
Sie bewegen sich auf das in der Mitte
ruhende Teilchen zu. Das Teilchen wird beide Lichtwellenfronten
gleich schnell näher kommen ´sehen´, denn da es ruht, ist es
´rund´. Es verwendet deshalb sowohl nach links als auch nach
rechts gleich große Maßstäbe.”
Paul schaut Vasco prüfend an.
Vasco nickt - wortlos.
“Die Wechselwirkungsfigur eines
bewegten Teilchens, die sieht aber anders aus.” Eifrig zeichnet
Paul eine weitere Skizze neben die erste.
“Im ersten Moment glaubt man , daß
auch hier das bewegte Teilchen die nacheilende Lichtwelle als
langsam, und die von vorn kommende Lichtwelle als schnell
empfindet. Doch das ist ein Trugschluß!
Man muß nämlich die vom Teilchen
erlebte Annäherungsgeschwindigkeit der Lichtfronten auf die
dem Teilchen eigenen Längen- und Zeitmaßstäbe beziehen! Und die
sind bei Jonas abhängig von der Geschwindigkeit gegenüber dem
Hintergrund!
Wenn die Teilchenmaßstäbe in der
ganzen Welt und bei allen Bewegungszuständen unveränderlich wären,
dann wäre die klassischen Addition der Geschwindigkeiten nach
Galileo immer richtig. Doch dann hätte Michelson falsch gemessen
...”“
Es sei denn,” wirft Vasco dazwischen, “der ´Raum´
würde sich verändern.”
“Michelson hat aber richtig
gemessen!” konzentriert sich Paul und wischt Vascos Einwand mit
einer abwehrenden Geste beiseite.
“Und weil Michelson richtig
gemessen hat, sind entweder die Maßstäbe nicht überall und bei
allen Bewegungszuständen gleich, oder der Raum verändert sich immer
dann, wenn sich der Bewegungszustand eines Teilchens gegenüber der
Welt verändert!”
Paul schaut Vasco lange fragend an.
Schließlich schüttelt er nachdrücklich den Kopf.
“Ganz ehrlich,
Vasco, ich halte die Variante mit Jonas molluskenhaften Maßstäben
für einleuchtender. Es fällt mir einfach schwer zu glauben, daß
sich die ganze Welt verändert, nur weil ein Elektron in einem Feld
beschleunigt wurde.” Paul schüttelt erneut, und diesmal sehr
nachdrücklich, seinen Kopf.
“Doch möglicherweise spielt die
Interpretation keine wesentliche Rolle. Ob sich nun der ´Raum´ oder
die ´Maßstäbe´ verändern: die mathematische Formel für eine
Prognose sieht in beiden Fällen wohl gleich aus.
Wirklich nachvollziehbar wird
Michelsons Ergebnis für mich aber, wenn ich die
Annäherungsgeschwindigkeit der Lichtwelle auf die subjektiven
Längenmaßstäbe der Teilchenwolken nach vorn und nach
hinten beziehe. Dann verstehe ich, weshalb einem Teilchen die
sich von vorn und von hinten annähernden Lichtwellenfronten als
gleich schnell vorkommen.
Für die Geschwindigkeit der von vorn
kommenden Lichtwellenfront wird das Teilchen den in dieser Richtung
weisenden, vergleichsweise langen Maßstab X(v) verwenden. Und
für die Geschwindigkeit der von hinten heraneilenden Lichtwelle wird
es den nach Hinten weisenden, vergleichsweise kurzem Maßstab X (R)
verwenden.
Die Unterschiede im Maßstab nach
´vorn´ und nach ´hinten´ führen dann dazu, daß die von vorn
kommende Lichtwellenfront in einer Zeiteinheit mit X (v) eine
scheinbar ´längere´ Längeneinheit zurücklegen muß, als die von
hinten nachkommende. Die von hinten nachkommende Front wird deswegen
als ´gleich schnell´ empfunden, weil sie in derselben Zeiteinheit
mit X(r) ebenfalls eine ganze Längeneinheit zurücklegt.
Wenn nun diese Raum-Zeitlichen
Verzerrungen der Teilchengestalt so ausfallen wie es deine
Lorentztransformation fordert,” triumphierend weist Paul auf
Vascos Zeichnung und die lange Formel. “dann ergibt sich die
Konstanz der C in jedem Bezugssystem! Michelson, Lorentz und Fiz
Gerald wäre damit doch zufrieden. Oder, Vasco?”
“ Hmmm!” Vasco kratzt sich unsicher
am Ohr. Eine derartige Herleitung der Konstanz der
Lichtgeschwindigkeit hatte er nicht erwartet.
“Das muß ich mir
erst noch einmal durch den Kopf...” gesteht er und lehnt sich
zurück. Demonstrativ schließt er die Augen.
Paul geht nervös im Zimmer auf und ab.
Er ist schon einer anderen Interpretation für die Konstanz der C auf
der Spur.
“Vielleicht kann ich die Sache auch
von einem ganz allgemeinen Standpunkt aus
betrachten...” murmelt er.
“Bei Jonas empfindet ein im
Hintergrund ruhendes Teilchen die Lichtgeschwindigkeit konstant
aus allen Richtungen - das ist klar.
Ein dazu gleichförmig bewegtes
Teilchen unterscheidet sich vom Ruhenden in seiner Oszillationsfigur.
Die Veränderung der
Oszillationsgestalt kompensiert sozusagen exakt die klassisch
zu erwartenden Bremseffekte der Bewegung des Teilchens in
einem Medium. Die Gestaltänderung ist deswegen ganz klar
bestimmt. Jedes Teilchen muß schließlich genau die
Oszillationsgestalt annehmen, die seinen Umgebungsbedingungen exakt
entspricht. Nur eine absolut hundertprozentige, eine vollständige
Anpassung suggeriert dem Teilchen, daß es ´in Ruhe´ wäre.
Und genau deshalb wird jedem
gleichförmig bewegten - und damit ja auf ´Ruhe´ getrimmten
Teilchen - die Lichtgeschwindigkeit als konstant aus allen
Richtungen erscheinen müssen !
So, wie die C einem
wirklich ruhenden Teilchen als konstant aus allen Richtungen
erscheint, wird sie auch einem bewegten, aber aus ´existenziellen
Gründen´ perfekt auf Ruhe getrimmten Teilchen, als konstant aus
allen Richtungen erscheinen. Vasco: Licht pflanzt sich schließlich
in dem gleichen Strahlungsstrom von Urobjekten fort, in dem auch das
unablässig auf ausgeglichenen Impulshaushalt getrimmte Teilchen
schwimmt.”
Seine Nase reibend wiederholt Vasco.
„Die Oszillationsfigur eines gleichförmig bewegten Teilchens
gaukelt diesem also immer vor, daß es in einer isotropen
Hintergrundstrahlung ruht ...“ Kopfkratzen.
Dann schaut er Paul anerkennend an:
„Ich glaube diese Interpretation könnte ich eher akzeptieren.“
Dimensionen unter Druck
„Na endlich, “ Paul reibt sich die
Hände. „Mir ist eben noch etwas anderes aufgefallen, Vasco. Die
Hintergrundstrahlung wirkt auf die in ihr eingebetteten
Teilchenwolken so ähnlich wie der Luftdruck auf einen
Luftballon.
Wenn nun ein durch das All fliegendes
Teilchen in einen Raumbereich eindringt, in dem die allseitige
Urobjekteströmung aus irgendeinem Grund schwächer ist als in der
Gegend, aus der das Teilchen kommt, dann müßte dies an der
Teilchenenklave eine erkennbare Wirkung hinterlassen ...“
„Hmm?“
„ ... wenn wir die innere Energie des
Elementarteilchenobjektes als gleichbleibend betrachten, dann müßte
zum Beispiel eine Erhöhung des Druckes die ´Größe´ der
vierdimensionalen Teilchenoszillation verringern.
Ein gefüllter Luftballon in einer
Druckkammer wird kleiner, wenn der Druck ansteigt. Der Ballon wird
aber größer, wenn ich den Luftdruck in seiner Umgebung verringere.
Im Vergleich dazu müßte sich die Teilchenwolke aufblähen, wenn
der Impulsgehalt oder die Dichte der Hintergrundstrahlung absinkt
...“
Vasco knurrt vage Zustimmung.
„Das würde aber bedeuten, Vasco,
daß es eine Abhängigkeit der Teilchengestalt von den konkreten
Umgebungsbedingungen gibt!
Die Teilchenwolken müssen sich den
wechselnden Umgebungsbedingungen anpassen und dabei werden sich
zwangsläufig auch die subjektiven raum-zeitlichen Maßstäbe, die
sie der Bewertung ihrer Umgebung zu Grunde legen, verändern. Und ,“
Paul unterbricht seine Wanderung , „das müssen sie
bemerken!“
Vasco nickt kurz mit dem Kopf.
„Du hast
mir einmal gesagt, Vasco, daß ein unmittelbar neben einer starken
Gravitationsquelle kreisender Körper einer stärkeren
Zeitdilatation unterliegt, als ein weit davon entfernter umlaufender
Körper.“
Vasco nickt wiederum.
„Wenn ein Teilchen in einem
Gravitationsfeld frei fällt,“ setzt Paul zögernd fort, „
dann wird es ständig vom Sog der Gravitationsquelle
beschleunigt. Der aus Richtung der Gravitationsquelle anstehende
abgeschwächte Impuls wird dabei auf die gesamte Resonanzfigur des
Teilchens verteilt. An der Oberfläche eines nahen Teilchens
wird deshalb ein geringerer Impulsdruck anstehen, als an der
Oberfläche eines entfernten Teilchens. So, wie der Luftballon bei
fallendem Luftdruck, müßte also auch ein sich dem
Gravitationszentrum näherndes Teilchen größer und größer werden.
Im gleichem Maße, wie das Gravitationspotential mit
zunehmender Annäherung an das Zentrum wächst, müßten sich die
vierdimensionalen Maßstäbe des Teilchens verändern..
Ein direkt zum Zentrum fallendes
Elementarteilchen müßte zum Beispiel registrieren, daß die Uhren
in den hinter ihm zurückbleibenden Gegenden der Welt schneller und
schneller zu gehen scheinen, je näher es dem Attraktor kommt...“
„Diese Form der Zeitdilatation gibt
es tatsächlich.“ bestätigt Vasco.
„Schon Mitte des 20.
Jahrhunderts hat man die Zeitdilatation im Gravitationspotential
nachgewiesen indem man den Gang der Uhren in einem Flugzeug mit dem
auf der Erde befindlicher Uhren verglichen hat.
In der Allgemeine Relativitätstheorie
bestimmen die Massen die Metrik - und die Metrik bestimmt die Bahnen
der Massen. In der Nähe der Massen ist die vierdimensionale Metrik
stärker gekrümmt als fern von ihnen. In Gegenden, in denen das
Gravitationspotential sehr groß ist gehen die Uhren deshalb
langsamer als in Gegenden mit geringem Potential.
Diese Zeitdilatation als Funktion des
Gravitationspotential ist aber eine Prognose, die nur Spezialisten
aus der Allgemeinen Relativitätstheorie ableiten können. Es gibt
weder ein plausibles Bild noch eine andere wissenschaftliche
Theorie, welche zu dieser Zeitdilatation führt.
Nur die Allgemeine Relativitätstheorie
ist in der Lage die Wirklichkeit in dieser Beziehung korrekt
widerzuspiegeln ...“
Vasco nickt anerkennend. „Es ist für mich wirklich
erstaunlich, daß du nun aus dem Jonas´ Modell ganz ähnliche
Schlussfolgerungen ziehst.
Jonas gelingt damit etwas für
unmöglich Gehaltenes: er macht sehr Abstraktes wieder vorstellbar.
Ursprünglich haben mich seine
gefüllten Räume, seine Impulsströme und die darin
schwebenden Teilchenresonanzen nicht gerade begeistert. Doch dann
erkannte ich die Anschaulichkeit seines Weltmodells. Bisher nur
mathematisch formulierte Fragen und Paradoxa konnte ich auf einmal in
Worte und Bilder fassen. Heute stören mich auch die mit seinem
Weltbild verbundenen Hypothesen nicht mehr, Paul.
Wenn man sich
dieser Hypothesen bewußt ist, dann sind sie auch keine Gefahr mehr
und außerdem,“ Vasco winkt lächelnd ab, „ist ohnehin alles,
was wir zu wissen behaupten, im Grunde nur Hypothese...“
E= m c²
„Nun komme ich wohl doch zu spät!“
kommt es plötzlich ärgerlich von hinten. Unmittelbar darauf
schließt Eli lautstark die Kabinentür.
„Wenn ich Vascos Hypothesen-These
richtig verstehe, dann habt ihr das Geschehen in der Welt inzwischen
wirklich erschöpfend erklärt.“ seine Ironie ist
unverkennbar.
„Davon kann ja nun wirklich noch
keine Rede sein. “ entgegnet Paul trocken. „Andererseits nimmt
für mich bisher Unvorstellbares tatsächlich langsam Konturen
an. Es ist sogar viel einfacher als ich befürchtet habe. Die
Trägheit, die Gravitation, kurz gesagt der Raum der
Allgemeinen Relativitätstheorie bekommt auf einmal so etwas wie eine
Struktur, Eli. Das ´Krumme´ im Vakuum erscheint mit plötzlich
vorstellbar.
Andererseits ist das Vakuum nun nicht mehr ganz so leer
wie ich das früher vermutet habe. Da dieses Vakuum aber auch
erklärt, weshalb es eine Grenzgeschwindigkeit für alle
massebehafteten Teilchen gibt ...“
„Dann erkläre mir doch gleich, was
hinter der berühmten Gleichung, E = m * c² steckt? “
unterbricht Eli die drohende Schwärmerei.
„So schwierig ist das gar nicht.“
antwortet Paul gelassen. „Bei Jonas sind Elementarteilchen
Resonanzzustände zwischen einem oder wenigen oszillierenden
Urobjekten und unendlich vielen freien Urobjekten der
Hintergrundstrahlung.
Die Oszillationsfigur der Teilchen
orientiert sich dabei immer an der lokal herrschenden
Hintergrundstrahlung. Ob sich das Teilchen nun dazu bewegt oder ob es
ruht: jedes Teilchen fühlt sich subjektiv immer in Ruhe. Die
Teilchen bewegen sich also nicht im klassischen Sinne ´durch ein Medium hindurch´, sondern sie pflanzen sich darin
reibungslos fort.“
Eli trifft ein kurzer Blick.
„In Einsteins Gleichung sind Masse
und Energie über den Faktor Lichtgeschwindigkeit miteinander
verbunden. Diese Erkenntnis verblüffte wohl schon damals die
Menschen und auch ich habe das bisher nur ´zur Kenntnis´ genommen.
Aber ich habe ihn, ehrlich gesagt, niemals ´verstanden´.
Eli nickt eifrig.
"E=m*c², oder E/c² =m - es macht keinen Unterschied, Eli, ich konnte
die Gleichung drehen und wenden wie ich wollte, mir war das in ihr
steckende Bild immer gleich rätselhaft.
Im Modell von Jonas aber
wird der Zusammenhang zwischen Masse und Energie plötzlich klar. Ja, er
liegt förmlich auf der Hand. Die im Jonas´ Raum befindlichen
Teilchenwolken bestehen schließlich aus impulsstarken und deshalb
unerhört schnell in einer Oszillationsfigur hin- und
her rasenden Urobjekten. Sie sind regelrechte Verkörperungen von
eingesperrtem
Impuls - von Energie.
Will man die Bewegung eines Teilchens vor dem Hintergrund verändern, so
kann man das Teilchen ´von außen´ anstoßen - ihm einen Impuls
vermitteln.
Im Ergebnis wird das Teilchen von seiner bisherigen Bahn abweichen.
Nach dem Stoß steckt der vermittelte Impuls im Teilchen. Die Größe der
durch den Impuls vermittelten Bahnabweichung steht im Verhältnis zur
Masse des Teilchens, man sagt auch dazu ´Trägheit´. Eine Eigenschaft
der Masse ist schließlich Trägheit ,
ist der Widerstand, mit dem sich das schwere Teilchen einer Veränderung
seines ´natürlichen´ Bewegungszustand zu widersetzen scheint.
Eine bestimmte Masse entspricht also einer bestimmten Menge an
Impuls. Und diese wiederum entspricht einer bestimmten Menge
Energie.
Somit ist der Zusammenhang zwischen der Masse eines Teilchens und der
in ihm eingesperrten Energie gegeben. Masse und Energie sind einander
proportional.
Doch das ist noch nicht alles, Eli: Jonas´ Materievorstellung
veranschaulicht auch den Zusammenhang zwischen dem Gesamtimpuls einer
Teilchenoszillion und deren Bewegungszustand vor dem Hintergrund. Wenn
ein Teilchen zum Beispiel sehr schnell.."
„Nun wird mir manches klar,“ Eli unterbricht Paul, „Vasco hat gestern abend diesen
Artikel gegeben. Ich habe diesen Teil nicht verstanden.
Jonas´Bild suggeriert, dass sich die Gesamtenergie eines Teilchens aus
seiner Ruheenergie - der Ruhemasse - und der ehemals hineingepumpten
Bewegungsenergie, dem relativistischen Anteil, zusammensetzt. Ein
energiereiches, weil sich schnell bewegendes Elementarteilchen ist
deshalb schwerer. Dann müsste aber auch ein schwereres
Elementarteilchen mehr Raum ´in Anspruch nehmen´, als ein ruhendes,
doch, ..." Eli wiegt zweifelnd den Kopf, „ diese
Kalkulation geht zwar in manchen Fällen auf, doch am Ende sehe ich
da einige eklatante Problem auf uns zukommen, Paul.“ Eli grinst
säuerlich.
„Wenn du zum Beispiel das Volumen
eines Stoffes im kalten und im warmen Zustand miteinander
vergleichst, dann wird der warme Stoff tatsächlich mehr Raum
einnehmen. In diesem Fall wäre der Zusammenhang zwischen Energie,
Masse und Inanspruchnahme von Raum zutreffend, aber, "
Eli zwinkert nervös mit den Augen, „selbst ein Biologe weiß, daß
ein Proton ca. 60 000 mal schwerer als ein Elektron ist, aber
trotzdem ist es unvergleichlich viel kleiner als dieses. Obwohl es also kleiner ist,
also extrem weniger Raum in Anspruch nimmt, steckt viel, sogar
sehr viel mehr Energie in ihm drin !“
„Proton
und Elektron haben ein
Masseverhältnis von 1 : 60 000,“ wiederholt Paul langsam. „Er denkt ein
paar Sekunden nach , dann schüttelt er gelassen den Kopf. „Das sind
doch ganz verschiedene Teilchen, Eli. Sie haben also auch
ganz verschiedene Schwingungsgestalten. Und verschiedene
Schwingungsfiguren werden ihr Inneres auch verschieden stark vor dem
Hintergrund abschirmen und dann, ..."
„Ich verstehe,“ murmelt Eli und
schaut an die Decke. „Du meinst, die Oszillationswolken werden
unterschiedlich ´dicht´ sein. Hmmm! Da ein Proton sowohl klein
als auch schwer ist, müsste es in einer kleinen, dafür aber
extrem dichten und kompakten Wolke oszillieren. Dagegen müsste ein
Elektron dann eine wattig große Wolke sein. Das klingt gar nicht dumm.“
Vasco war dem Gespräch zwischen Paul
und Eli mit wachsender Ungeduld gefolgt. „Dieses Thema ist auch
sehr interessant, Eli,“ unterbricht er die beiden und wuchtet sich
energisch aus dem Sessel, „doch selbst für die einfachsten Aspekte der
elektromagnetischen Wechselwirkung brauchen wir viel, sehr viel mehr
Zeit, als mir heute noch zur Verfügung steht. Ich muss nämlich
schnellstens in die Navi. Der," mit dem Finger zeigt er auf den Biologen, „weiß Bescheid, Paul. Er hat mit Sylvia gesprochen und
er weiß auch worauf es morgen ankommt. Die Invarianz wird ganz
bestimmt ein Thema .“
Eli nickt gehorsam und winkt Paul.
„Gehen wir". Paul ist von diesem plötzlichen Aufbruch
natürlich überrascht, doch nach einem Blick auf die Uhr wird ihm einiges klar.
Auf dem Gang vor Vascos Kabine begegnet ihnen Nilsson. Wie immer trägt er einen
abgeschabten, alten Aktenkoffer in der Hand.
´Old´ Nilsson - wie er gelegentlich genannt wird, - ist für die Antriebe der Heidelberg zuständig. Ein typischer
Quantenphysiker, hat Mary einmal zu gesagt. Paul hatte bisher nur wenig mit
ihm zu tun. Um so mehr überrascht ihn , das Nilsson im Gang spontan die Richtung wechselt und auf sie beide
zusteuert.
„Hallo, Eli. High Paul!“ begrüßt
er sie mit leicht näselnder Stimme. „Wolltet ihr bei Vasco nachsehen ob
die Katze tot ist?
Oder habt ihr inzwischen die Kausalität
hinter der Schrödingergleichung entdeckt?“
Ohne eine Antwort abzuwarten macht er
nun kehrt und tappt leise kichernd mit seinem Koffer davon.
Paul schaut ihm verdattert hinterher. "Katze tot?" wiederholt er tonlos
und schaut Eli groß an. "Sind unsere Katzen in Schwierigkeiten geraten?"
"Nilsson spricht oft in Rätseln," kichert Eli und winkt ab. Ich glaube,
Nilsson meinte ´Schrödingers Katze´. Er war gestern auch bei
Vasco. Und ich bin sicher, Vasco hat die Gelegenheit genutzt und den
Quantenmechaniker mit dem Jonasmanuskript gelöchert." Und damit war für
Eli die Episode abgehakt.
Auf die Frage „Warum fällt
ein Stein, den wir emporheben und darauf loslassen, zur Erde?“
antwortet man gewöhnlich: „Weil er von der Erde angezogen wird.“
Die moderne Physik formuliert die Antwort etwas anders aus
folgendem Grunde. Durch genaueres Studium der elektromagnetischen
Erscheinungen ist man zu der Erkenntnis gekommen, daß es eine
unvermittelte Wirkung in die Ferne nicht gebe. Zieht zum Beispiel ein
Magnet ein Stück Eisen an, so darf man sich nicht mit der Auffassung
zufrieden geben, daß der Magnet durch den leeren Zwischenraum
hindurch auf das Eisen direkt einwirke, sondern man stellt sich nach
Faraday vor, daß der Magnet in den ihn umgebenden Raum etwas
physikalisch reales stets hervorrufe, was man als magnetisches Feld
bezeichnet. Dies magnetische Feld wirkt einerseits wieder auf das
Eisenstück ein, so daß es sich zum Magneten zu bewegen strebt. Die
Berechtigung dieses an sich willkürlichen Zwischenbegriffes wollen
wir hier nicht erörtern. Es sei nur bemerkt, daß man mit seiner
Hilfe die elektromagnetischen Erscheinungen, insbesondere die
Ausbreitung der elektromagnetischen Wellen, viel befriedigender
theoretisch darstellen kann, als ohne denselben. Analog faßt man
auch die Wirkung der Gravitation auf.
A
Einstein in /14/ § 16 Das Gravitationsfeld
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